Mir ist durchaus bewusst, dass nicht jeder Mensch reflektiert, doch ich bin mir darüber im Klaren, dass Menschen dazu eingeladen werden können, was ich hiermit versuche. Heute widme ich meine Worte allen Künstlern, die sich manchmal nicht gesehen fühlen. Ich möchte nun auf keine speziellen Gruppen oder Personen eingehen, denn es betrifft alle von Musiker, über Artisten, Tänzer, Schauspieler und viele weitere Menschen.
Respekt beginnt beim Wahrnehmen
Respekt setzt für mich definitiv Achtsamkeit voraus, doch wer es schafft einen Termin herauszufinden, Tickets zu bekommen und auch zu der Veranstaltung zu kommen, hat definitiv Fähigkeiten. Warum dann nicht auch währenddessen?
Nehmen wir mal die Menschen, die für uns singen und eine Show auf die Beine stellen. Das was gesungen wird, sind Worte, die verfasst wurden. Irgendein Mensch hat dazu einen Bezug, teile sich mit und machte quasi Seelenstriptease. Egal ob über ein gebrochenes Herz, Ängste, Sehnsüchte oder Erfüllung und Dankbarkeit oder sonst was gesungen wird. Die Zeilen wurden von einem Menschen verfasst. Ja, es gibt schon die künstliche Intelligenz, doch darum geht es mir jetzt nicht.
Das war gerade „nur“ der Text dahinter. Es gab noch Menschen, die sich auf die Stimmung (Licht, Effekte, Dramaturgie, Reihenfolgen, etc.) Gedanken machten. Ebenso für die künstlerische Umsetzung, egal ob Choreografie, Bühnenbild oder die Kleidung. Die Menschen haben sich mit dem Stück auseinandergesetzt und eingelassen. Warum machen es dann viele Zuschauer nicht, die dafür bezahlen, die Show oder die Veranstaltung zu sehen?
Ist die Handylampe besser als Feuerzeuge?
Ehrlich gesagt hatte ich bei Konzerten immer etwas Angst, dass meine Haare abfackelten. Nicht nur wegen der Menge an Haarspray, sondern wegen der Unachtsamkeit der alkoholisierten Menschen um mich rum. Natürlich fand ich es zauberhaft, wenn ein Meer aus Feuerzeugen eine berührende Stimmung verstärkten. Doch da finde ich die Handys echt praktisch, da sie in diesem Bereich gefahrlos sind. Doch die Gefahr sehe ich trotzdem.
Sein oder nicht sein?
Shakespeare schrieb tolle Stücke, doch die Sorgen und Gedanken von heute, hatte er nicht oder in anderen Formen. Er unterhielt Menschen. Doch Unterhaltung heißt für mich auch, dass jemand nicht nur mit den Augen zusieht, sondern sich auch einlassen kann.
Wenn ich ein Gast auf einem Konzert bin, möchte ich dabei sein. Sein. Präsent sein, im Moment sein und die Stimmung erfassen. Ich übertreibe? Nein, jeder Mensch, der eine La-Ola-Welle miterlebt oder mitgewirkt hat, war schon voll im Moment. Die Arme gehen hoch und runter, die Stimme macht mit, der ganze Körper. Oft auch bis die Künstler auf der Bühne sind und dann… Zack Handy.
Gegenseitig zeigen
Die Künstler zeigen sich in all ihrem Sein auf der Bühne. Natürlich haben auch sie ihre Themen und müssen manchmal einfach professionell ihre persönlichen Themen runterschlucken. Doch nehme ich sehr wohl wahr, wenn ein Künstler von einer Stimmung berührt ist, wenn z. B. tausende Menschen die Songs mitsingen oder kreischen oder wie viel Ausdruck gerade in einem Song, einem Tanz oder einer Rolle dabei sind. Ich spüre, ob jemand präsent ist und ob jemand authentisch ist. Ich erkenne es, wenn sich der Mensch auf der Bühne durch einen Schmerz quält, um eine super Show zu liefern.
Doch wie viele Besucher filmen, fotografieren und sind mit Handy in der Luft dabei?
Gerne ein höherer Eintrittspreis für filmfreie Veranstaltungen
Ich muss ehrlich sagen, ich würde sofort 40 Euro mehr für eine Eintrittskarte bezahlen, damit während dem Konzert nicht gefilmt wird. Wie magisch wäre es, wenn sich alle auf den Moment einlassen, eintauchen. Welch magische Verbundenheit könnte da entstehen.
Die Künstler haben mein tiefstes Mitgefühl, wenn sie in zig Kameras sehen und die Menschen dahinter nicht erkennen können und nicht sehen, für wen sie ihre Kunst in dem Moment präsentieren.
Sie haben mein Mitgefühl, da sie durch das Sehen der zahlreichen Kameras wissen, dass die Menschen nicht wirklich im Moment sind und sich trotzdem mit Leib und Seele hingeben. Es macht mich traurig, dass deren Show so zahlreich bildlich festgehalten wird und dadurch das Miteinander in dem Moment geschmälert wird. Natürlich können paar Fotos gemacht werden, damit die Erinnerung einen „Beleg“ hat, doch die kraftvollste Erinnerung sollte das Gefühl dieses Moments im Innersten sein.